Best of Bergoglio
Was denkt der Heilige Vater? –
Zitate des Kardinals von Buenos Aires, der nun Papst Franziskus ist.
Die folgenden Zitate sind dem 2011 erschienenen E-book „Sobre el cielo y la tierra“
(Gott und die Erde) entnommen. Dabei handelt es sich um ein Gespräch des früheren Erzbischofs von Buenos Aires, der nun Papst Franziskus ist, mit dem Rabbiner
Abraham Skorka.
Die Übersetzung aus dem spanischen besorgte Jose Garcia.
Über die Argentinier:
„Wir Argentinier haben Schwierigkeiten mit der Kultur der Begegnung, weil wir uns eher mit den Mauer- als mit den Brückenbauern identifizieren.“
Über den Dialog:
„Der Dialog entsteht aus dem Respekt gegenüber einem anderen, aus der Überzeugung, dass er etwas Gutes zu sagen hat. Einen Dialog führen, heißt auch, im Herzen für die Ansichten, die Meinungen und die Vorschläge des Gesprächspartners Platz zu machen.“
Über Gott:
„Weg ist ein sehr gutes Wort. Gott begegnet man auf dem Weg. Indem man ihn sucht und sich von ihm suchen lässt – zwei Wege, die sich begegnen.“
Über Glaube und Kultur:
„Wer Gott anbetet, erhält in dieser Erfahrung eine Aufgabe, gegenüber seinen Brüdern Gerechtigkeit zu üben. Diese Gerechtigkeit ist sehr schöpferisch, weil sie Dinge erfindet: Bildung, sozialen Aufstieg, Hilfe usw. Johannes Paul II. sagte einen gewagten Satz: Ein Glaube, der nicht zur Kultur wird, ist kein richtiger Glaube. Heute haben wir götzendienerische Kulturen – der Konsumismus, der Hedonismus und der Relativismus stehen dafür.“
Über das Zeitnehmen:
„Aus dem Erbe heraus eine Antwort auf neue Fragen zu geben erfordert Zeit, erst recht, wenn Gewissensfragen tangiert werden. Das Tempo kann zwar ein anderes als das, der gesellschaftlichen Veränderungen sein, aber die heiligmäßigen Führer, diejenigen, die die Stimme Gottes suchen, müssen sich die erforderliche Zeit nehmen, um darauf Antworten zu geben.“
Über die Verweltlichung des Klerus:
„Das Schlimmste, das im Leben eines Priesters geschehen kann, ist, weltlich zu sein, Bischöfe oder Priester light zu werden.“
Über sexuellen Missbrauch:
„Das Problem ist nicht mit dem Zölibat verbunden. Wenn ein Priester pädophil ist, war er es, bevor er Priester wurde. Wenn dies geschieht, darf man nicht zur Seite schauen. In meiner Diözese ist dies nie aufgetreten, aber einmal rief mich ein anderer Bischof an, und fragte, was er machen sollte. Ich sagte zu ihm, er sollte
ihm die kanonischen Lizenzen entziehen, ihn nicht mehr das Priesteramt ausführen lassen und den entsprechenden Prozess vor dem kirchlichen Tribunal einleiten (…). Den Priester zu versetzen hat keinen Sinn. Denn im Koffer nimmt er das Problem mit. Benedikt XVI. hat die Devise –null Toleranz- ausgegeben. Ich bewundere ihn wegen seines Mutes und seiner Geradlinigkeit.“
Über das Gebet:
„Das Gebet ist sprechen und zuhören. Es gibt Augenblicke höchster Stille, in denen angebetet und gewartet wird.“
Über Abtreibung:
„Ich trenne das Problem der Abtreibung von jeder Religion. Es handelt sich um ein wissenschaftliches Problem. Die Entwicklung eines menschlichen Wesens zu verhindern, das den gesamten genetischen Code besitzt, ist unethisch. Das Recht auf Leben ist das erste Menschenrecht. Abtreiben ist, jemand zu töten, der sich nicht wehren kann.“
Über die Homo – Ehe:
„Für uns ist die Grundlage des Naturrechts wichtig, das in der Bibel erscheint. Sie spricht von der Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau. Homosexuelle hat es immer gegeben. Aber in keinem Augenblick der Geschichte wurde ihnen derselbe Status wie der Ehe eingeräumt. In unserer Zeit wird erstmals das Rechtsproblem aufgeworfen, eine gleichgeschlechtliche Verbindung der Ehe gleichzustellen. Ich halte es für eine Entwertung und für einen anthropologischen Rückschritt. (…) Unsere Ablehnung der
gleichgeschlechtlichen Verbindungen hat keine religiöse, sondern eine anthropologische Grundlage.“
Über den Religionsunterricht:
„Die Religion muss zu der Schulbildung als ein weiteres Element der dort gelehrten Inhalte gehören. Ich halte es für Diskriminierung, dass in der Schule kein Religionsunterricht stattfindet, dass in der Schule der Standpunkt der Religion bezüglich des Lebens und der geschichtlichen Ereignisse nicht in derselben Form gelehrt wird wie in anderen Fachbereichen (…). In der Schule einer religiösen Weltanschauung die Tür zu schließen bedeutet, die Entwicklung eines jungen Menschen zu verstümmeln. Wenn der Erziehung das väterliche Erbe entzogen wird, bleibt nur Ideologie.“
Über soziale Gerechtigkeit:
„In Fragen der sozialen Gerechtigkeit ist das Wort Gottes viel stärker als das, was wir sagen oder tun können, als das, was unsere Gemeinden aushalten können.“
Über die Schlüsselfrage der Kirche:
„Es gibt religiöse Gemeinschaften, die unbewusst Gefahr laufen, sich in eine Nicht-Regierungsorganisation zu verwandeln. Es geht nicht darum, dies oder jenes zu tun, um dem Nächsten zu helfen. Wie betest du?
Wie hilfst du deiner Gemeinschaft, damit sie Gott erfährt? Das sind die Schlüsselfragen.“